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INTERVIEW
MIT DEM WILLEN KANN MAN BERGE VERSETZEN
Die SwissSkills sind das Mass aller Dinge, wenn es um Berufs- meisterschaften geht. Die Championships finden normalerweise alle zwei Jahre statt. Dieses Jahr mussten sie allerdings dezentral durchgeführt werden, will heissen, für jeden Beruf gab es separate Meisterschaften.
BJÖRN OBRECHT
LOGISTIKER EFZ, SCHWEIZERISCHE POST AG SWISS LOGISTICS CHAMPION 2020
Tätigkeiten miteinander kombinieren, um seine Arbeit in der nötigen Quantität und vor allem Qua- lität zu erledigen. Man muss diverse Fähigkeiten mit sich bringen. Meiner Meinung nach ist das Al- lerwichtigste, dass der Beruf einem Freude bereitet und ein Interesse an der Tätigkeit mit allen dazu- gehörenden Sparten der Logistik besteht.
Das Berufsbild befindet sich – Stichwort Digi- talisierung – momentan wohl in einem Prozess tiefgreifender Veränderungen. Teilen Sie diese Einschätzung? Wenn ja, wie bekommen Sie diese Veränderungen im Berufsalltag zu spüren? Ja, durchaus. Die Erleichterung durch die Digitali- sierung im Berufsalltag ist enorm. Vor allem die riesige Zeit- und Fehlerersparnis.
Was finden Sie an Ihrem Beruf allgemein be- sonders spannend?
Die Abwechslung. Man kann sich in verschiede- nen Bereichen bewegen, vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zum Warenausgang. Diverse Arbeiten werden am Computer verrichtet, bei anderen Aufgaben kann man sich körperlich «austoben».
Welche Tipps hätten Sie für jemanden, der gerne eine Lehre als Logistiker/in angehen möchte? Sich voll und ganz auf seine Ausbildung konzent- rieren und sich ein Ziel setzen. Dies kann man aber auf jeden Beruf ableiten. Hier kommt mir mein Wettkampf-Spruch bei den SwissSkills in den Sinn:«Mit dem Willen kann man Berge versetzen».
Wissen Sie bereits, wo es für Sie in näherer Zukunft beruflich hingehen soll?
Ich werde auf jeden Fall eine Weiterbildung an- streben. Momentan steht der Logistikfachmann oder der Disponent in Aussicht. Danach ist immer noch Luft nach oben.
Mitte Oktober waren die LogistikerInnen an der Reihe – in grösstenteils digitalisierter Form (abge- sehen vom Finale) rangen die TeilnehmerInnen um den begehrten Champion-Titel. Dieser ging schlussendlich an Björn Obrecht aus Wangenried (BE), der im Interview von seinen Erfahrungen an den Wettbewerben und von seinem Beruf erzählt.
Herr Obrecht, Sie haben an den SwissSkills 2020 der Logistiker Gold geholt – ein Wettbe- werb in besonderem Rahmen. Wie haben Sie die Qualifikationsrunden bis zum Finale erlebt? Sehr spannend! Es war für mich eine sehr interes- sante Erfahrung, diesen Wettkampf absolvieren zu dürfen. Die verschiedenen Aufgaben haben mir sehr viel Freude bereitet. Ich konnte den Wett- kampf erstaunlicherweise ohne grosse Nervosität antreten. Auch während des ganzen Tages wurde ich nicht nervös und konnte mich voll auf mein Ziel fokussieren.
Was war dann die Aufgabe im Finale, und wie – wenn überhaupt – konnten Sie sich darauf vor- bereiten?
Im Finale musste ich einen Parcours mit dem Gegengewichtsstapler absolvieren. Die Hauptauf- gabe bestand darin, die Gymnastikbälle von einem
Trichter auf einen anderen Trichter umzuplatzieren – dies, ohne dass mir der Gymnastikball von den Gabeln fällt oder ich ein Hindernis an- oder um- fahre. Ich durfte bei meinem aktuellen Arbeitgeber, der Schweizerischen Post, vor dem Wettkampf noch einmal mit dem Gegengewichtsstapler fahren, um mein Feingefühl aufzufrischen. Ich fin- de jedoch, dass Staplerfahren wie Radfahren ist. Wenn man es einmal kann, dann verlernt man es nicht wieder.
Wie sind Sie zu der Lehre als Logistiker gekom- men – hat sich dieser Weg schon früh abge- zeichnet?
Den Beruf Logistiker habe ich im Wesentlichen durch meinen Vater kennengelernt. Dieser arbeite- te lange Zeit als Logistiker (früher Lagerist). Ich durfte ihn als Kind viele Male bei der Arbeit be- suchen und bekam so einen Einblick in den Beruf, der mich schon damals fasziniert hat.
Muss man als Logistiker/in ein angeborenes Organisationstalent besitzen – oder sind viel- leicht auch ganz andere Fähigkeiten gefragt? Auf jeden Fall. Man muss sich durchaus gut orga- nisieren können, um die «Ordnung» aufrechtzu- erhalten. Zum Teil muss man verschiedene
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INTERVIEW