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INTERVIEW
«MICH KRIEGT MAN NICHT SO SCHNELL INS BÜRO»
Draussen trifft man ihn schon eher an. Als Vorarbeiter hat Ben Zaugg, Maurer bei der Hans Schmid AG in Rüderswil und Gewin- ner der SwissSkills 2021 in dieser Berufssparte, zwar auch organi- satorische Aufgaben, leitet zuweilen auch die eigene Baustelle – einen Tag ohne frische Luft gab’s aber noch nie.
BEN ZAUGG
HANS SCHMID AG BAUUNTERNEHMUNG
Was packt Dich an diesem Beruf besonders, was erfüllt Dich bei Deiner Arbeit?
Die Zusammenarbeit im Team gefällt mir sehr gut, zudem bin ich gerne draussen. Es erfüllt mich mit Stolz, ein fertiges Bauwerk zu sehen, bei dem ich mitgeholfen habe. Ich sehe gerne abends, was ich gearbeitet habe, und wenn manchmal etwas schief läuft, ist improvisieren angesagt.
Wenn Du jemandem Rat geben müsstest, der oder die sich eine Lehre als Maurer/in überlegt, was würdest Du ihm oder ihr auf den Weg geben? Welche Fähigkeiten sind in dem Beruf besonders gefragt?
Für mich ist die Motivation das Wichtigste, denn wenn jemand etwas wirklich will, ist fast alles möglich. Natürlich sollte man teamfähig sein, ein gutes Vorstellungsvermögen haben wie auch gut in Mathe und körperlich fit sein. Diese Dinge kann man aber auch lernen oder trainieren.
Wie geht es beruflich für Dich in naher Zukunft weiter?
Ich arbeite bei der Hans Schmid AG, wo ich auch meine Lehre absolviert habe. Vor Kurzem habe ich die Vorarbeiterschule abgeschlossen und möchte das Erlernte jetzt auch anwenden. Was ich bei der Hans Schmid AG auch gut kann. Nach der Weltmeisterschaft (WorldSkills 2022, Anm. d. Red.) möchte ich dann die Polierschule starten, da ich gerne Verantwortung trage und mir auch noch mehr Wissen aneignen möchte. Das Orga- nisieren und Planen von Baustellen macht mir Freude. Wie es in zehn Jahren aussieht, weiss ich noch nicht – klar ist aber, dass man mich nicht so einfach ins Büro kriegt.
Wir danken Ben Zaugg ganz herzlich für das tolle Interview und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!
Ben, im November 2020 wurdest Du zum Schweizer Maurer-Meister ernannt. Der Wett- bewerb fand unter besonderen Vorzeichen statt. Wie hast Du das Finale erlebt?
Im Finale war die Spannung sehr gross, denn die fünf Erstplatzierten des Halbfinales (Swissbau Basel) revanchierten sich nochmals. Ich wusste, mit wem ich es zu tun haben würde, und bereite- te mich bestmöglich darauf vor. Der Schwierig- keitsgrad des Objektes hat nochmals einen gros- sen Sprung genommen, wie auch die vorhandene Zeit sich verkürzte. Wir durften das Hauptgebäu- de der Uni Zürich nachstellen, was eine grosse Herausforderung war, da man viele Details be- achten musste. Ich durfte bei der Vorbereitung wie auch am Finale viele nette Leute näher ken- nenlernen, und die Stimmung war auch im Finale sehr gut.
Bildet die Aufgabe an den SwissSkills den be- ruflichen Alltag einigermassen ab, oder war das eine spezielle Herausforderung, die sich Dir sonst eher nicht so stellt?
Die Aufgabe an den SwissSkills ist schon eher et- was Aussergewöhnliches verglichen mit dem, was auf der Baustelle abläuft. Denn so was habe ich noch nie im Auftrag eines Kunden erstellt. Auf der Baustelle machen wir noch viel mehr als nur mauern, jedoch fand ich es sehr interessant, ein-
mal ein solches Objekt zu gestalten, und konnte sehr viel dazulernen, z. B. im Bereich Sichtmauer- werk. Das ist etwas Einmaliges, und ich werde das Erlebnis sicher nicht so schnell vergessen.
Wie verlief Deine Vorbereitung auf den Wett- kampf? Hat die Situation mit der Pandemie sie erschwert?
Meine Vorbereitung verlief sehr gut, ich wurde dabei von meinem Trainer wie auch von meinem Arbeitgeber sehr gut unterstützt. Ich konnte da- mals in der Maurerlehrhalle in Burgdorf trainieren, dort konnte ich Neues ausprobieren und austüf- teln. Die Pandemie hat mich dabei wenig gehin- dert – ich fand es nur schade, dass das Finale nicht an der Expo in Bern durchgeführt werden konnte.
War die Lehre als Maurer für Dich immer schon der Plan? Wenn ja, warum?
Als Schulkind wollte ich immer Zimmermann lernen, ich machte in diesem wie auch in anderen handwerklichen Berufen eine Schnupperlehre. Bis dahin hat mir das Zimmern am besten gefal- len. Mein Vater hat mir vorgeschlagen, noch als Maurer zu schnuppern, was ich auch getan habe. Vom ersten Tag an hat es mich voll erwischt, und für mich war geklärt, was ich lernen will.
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