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FRISCHE LUFT UND TEAMARBEIT
Er spricht Schweizerdeutsch, als wäre er hier geboren. Dabei ist Jonathan Melcarne erst vor sieben Jahren in die Schweiz gekommen, hat eben erst seine Lehre als Lüftungsanlagen- bauer abgeschlossen – und an den SwissSkills 2021 die Goldmedaille geholt.
JONATHAN MELCARNE,
LÜFTUNGSANLAGENBAUER EFZ, LIPPUNER EMT AG 1. PLATZ SWISSSKILLS 2021
der Fall ist, geht der Tag wie im Flug vorbei. Ich mag es ausserdem, draussen und mit den Hän- den arbeiten zu können und nicht nur im Büro sitzen zu müssen, geniesse den Ausgleich, den mit der Job in dieser Hinsicht bietet.
Was sollte man an Fähigkeiten mitbringen für die Tätigkeit als Lüftungsanlagenbauer/in? Das kommt auch etwas auf die Fachrichtung an. Als Monteur sollte man ein gutes Vorstellungs- vermögen haben, auch für den schulischen Teil der Ausbildung: Gut zeichnen und sich vorstellen zu können, wie ein Teil im Bau schlussendlich aussehen wird, obwohl es vielleicht nicht immer gleich vorhanden ist, finde ich einen wichtigen Teil der Arbeit. Man sollte ausserdem Teamfähig- keit und Hilfsbereitschaft mitbringen. Und nicht zuletzt den Willen dazu, Verantwortung zu über- nehmen; denn auch wenn man das vielleicht nicht von Beginn weg tatsächlich tun muss, ist es doch wichtig, Interesse und Initiative zu zei- gen. So werden die Vorgesetzten einerseits auf einen aufmerksam, und andererseits denke ich, dass man dadurch auch viel mehr lernen und mitnehmen kann.
Was hält die berufliche Zukunft noch bereit für Dich?
Ich überlege mir wie schon erwähnt, die Weiter- bildung zum Chefmonteur anzugehen. Ausser- dem möchte meine Firma gerne, dass ich eine Weiterbildung in Richtung Service absolviere – ich weiss im Moment noch nicht genau, wofür ich mich entscheiden werde, aber ich möchte auf jeden Fall gerne ein bisschen öfter weg sein von der Baustelle.
Dann hoffen wir doch, dass Jonathan das auch gelingt, und danken ihm ganz herzlich für das interessante Interview!
Wie er seinen Beruf gefunden hat, wie er dabei in dieser Zeit so weit gekommen ist und was er an seiner Arbeit mag, darüber hat er mit uns im In- terview gesprochen.
Jonathan, was bleibt Dir von den SwissSkills- Wettbewerben in Erinnerung?
Es war definitiv eine andere Erfahrung als noch die Lehrabschlussprüfung – unter anderem weni- ger stressig. Die Experten waren viel lockerer, die Stimmung entspannt, ich konnte die Kopfhörer aufsetzen, meine Musik hören und mich einfach auf meine Arbeit konzentrieren. Wir mussten ein Lüftungsgerät setzen, mit allem Drum und Dran wie auf der Baustelle, also mit Gittern, Filter, Rohrmontage – nur natürlich im kleineren Mass- stab. Es hat mich sehr gefreut, diese Erfahrung zu machen und dabei viele neue Leute, auch aus anderen Berufen, kennenlernen zu können. Dass ich so locker drauf war, hat sicher auch ein biss- chen mit meinem Alter zu tun, ich bin jetzt 27 und seit sieben Jahren erst in der Schweiz. Ich habe hier zuerst in einem Restaurant gearbeitet.
Und wie bist Du dann in Deinem jetzigen Beruf gelandet?
Ich habe mich beim BIZ beraten lassen und bin darüber auf den Beruf als Lüftungsanlagenbauer
gekommen, habe dann zunächst als Planer ge- schnuppert. Ein Praktikum in dieser Richtung war damals leider nicht möglich, aber ich konnte eines auf der Baustelle anfangen. Während die- ser Zeit habe ich immer noch im Restaurant wei- tergearbeitet. Ein Kollege hat mir dann dazu ge- raten, die Monteure-Schule zu machen; die habe ich 2018 auch angefangen und im Sommer 2021 beendet.
Du hast also keinen einfachen Weg hinter Dir – warst Du von Deinem Erfolg an den Wettbe- werben selber überrascht?
Ich habe tatsächlich viel durchgemacht, bis ich an dem Punkt war, an dem ich heute angekom- men bin. Aber in Bezug auf die Wettbewerbe habe ich ehrlich gesagt schon gedacht, dass ich gut abschneiden würde. Wie gesagt, ich bin ja auch schon ein bisschen älter als die meisten, habe schon bei der praktischen Prüfung gese- hen, wie es läuft, hatte eine gewisse Lockerheit – aber mit dem Resultat bin ich natürlich trotz- dem sehr zufrieden.
Wo arbeitest Du momentan, und bist Du da vor allem draussen auf der Baustelle oder auch viel im Büro?
Ich bin im Moment beim Inselspital in Bern. Mei- ne Firma ist für den Bau hauptverantwortlich, ich arbeite meistens mit zwei Kollegen zusammen, die als Chefmonteure fungieren. In diese Rich- tung möchte ich mich vielleicht später auch be- wegen; als Monteur bist du fast nur auf der Bau- stelle unterwegs, als Chefmonteur immer mehr auch im Büro.
Was bereitet Dir an Deiner Arbeit am meisten Freude?
Im Team arbeiten zu können, ist für mich das Beste. Wenn man zudem mit guten Leuten zu- sammenarbeiten kann, was bei meinem Team
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