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 «Ich höre manchmal den Spruch: Wenn du nicht weisst, was du lernen sollst, mach einfach mal eine Lehre als Sanitär», erzählt Markus im Interview. Ein Vorurteil, mit dem schnellstens aufgeräumt wer- den müsste – das zeigt auch Markus’ bisheriger Werdegang klar auf.
Welche Erinnerungen hast Du an die Swiss- Skills 2021?
Der Wettbewerb fand an der Solothurner Herbst- messe statt. Wie schon 2019 in Schaffhausen war es ein Hammer-Anlass. Es hat richtig Spass ge- macht, und man lernt viele neue gleichgesinnte Leute kennen. Die Arbeit ist zwar anstrengend und stressig. Auch die speziellen Arbeitszeiten, von 13h bis 21h am Abend, sind etwas ungewohnt. Aber die positiven Seiten überwiegen ganz klar.
Was war denn da genau die Aufgabe?
Wir mussten ein Werkstück herstellen. Das ist ein komplexes Teil, welches auf dem Bau an sich keine Funktion hat, sondern bloss dazu dient, möglichst alle relevanten Arbeitstechniken in sich zu verei- nen. Man muss sich ein Werkstück aus Rohren vorstellen, die man schweissen, biegen, und pres- sen kann. Man würde so ein Stück wie gesagt bei einer tatsächlichen Installation nie brauchen. Aber von den Arbeitstechniken her war das, was wir da- ran machen mussten, sehr arbeitsnah. Auch das
Schweissen, das zwar mehrheitlich bei kleinen Anlagen fast nicht mehr praktiziert wird, müssen wir an der Schweizermeisterschaft aktiv beherr- schen – vielerorts wird viel öfter gepresst, aber diese Technik funktioniert nur bis zu einem be- stimmten Rohrdurchmesser. In meiner Firma wird jedoch, auch bei kleineren Anlagen, noch ziemlich viel geschweisst.
Wieso Heizungsinstallateur – wie verlief Dein Weg in die Lehre?
Mein Vater hat eine eigene Haustechnikfirma. Ich habe erstmal diverse Sachen geschnuppert, mich dann aber für die Lehre als Sanitärinstallateur ent- schieden. Nach dieser Lehre dachte ich, ich würde lieber in Richtung Planung gehen, um die ganze Theorie noch mehr zu verfestigen, und habe dar- um eine Zusatzlehre als Heizungsplaner angefan- gen. Ich merkte allerdings rasch, dass ich viel lieber auf der Baustelle arbeite statt im Büro. Und habe mich dann für eine weitere Lehre als Heizungsins- tallateur entschieden.
Du bevorzugst also die frische Luft – kannst Du Dir trotzdem vorstellen, auch mal «hinter den Kulissen» im Büro zu arbeiten?
Ich brauche sicher die Praxisnähe. Da habe ich auch den Vorteil, dass ich zwei Lehren absolviert habe, denn die meisten Firmen sind doppelt auf-
BETRIEBE
 ABWECHSLUNGSREICH UND PRAXISNAH
Markus Kull hat zwei Berufslehren absolviert und bereits zwei- mal bei den SwissSkills eine Medaille gewonnen – 2019 in der Kategorie Sanitärinstallateur mit Silber und 2021 in der Kategorie Heizungsinstallateur ebenfalls mit dem zweiten Platz.
MARKUS KULL
HEIZUNGSINSTALLATEUR EFZ, KURT FREY AG 2. PLATZ SWISS-SKILLS 2021
gestellt, bieten sowohl Sanitär- als auch Heizungs- lösungen an. Mein Ziel ist sicher mal der Chef- monteur, dann auch – weil die Firma meines Vaters eher auf Sanitärinstallationen ausgerichtet ist und ich diese evtl. gerne übernehmen würde – die Meisterprüfung als Sanitärinstallateur. Das heisst, in Zukunft werde ich sicher irgendwann auch mehr im Büro anzutreffen sein; ich wünsche mir aber auf jeden Fall eine Kombilösung, sodass ich auch immer wieder auf die Baustelle kann.
Was macht Dir bei Deiner Arbeit am meisten Spass?
Da wäre sicher einmal wie bereits erwähnt das Ar- beiten auf dem Bau, wo man auch sieht, was man den Tag über geleistet hat. Weiterhin sind wir viel zu zweit unterwegs, die Arbeit im Team bereitet mir ebenfalls Freude. (Überlegt) Es gehört sehr vie- les dazu; ich denke, wichtig ist auch, dass die Arbeit abwechslungsreich ist. Das ist bei mir sicher so durch meine doppelte Ausrichtung.
Und was fordert Dich am meisten heraus?
Die Planung der Installationen auf der Baustelle. Unser Büro plant und dimensioniert die Anlagen. Die Leitungsführung auf der Baustelle planen wir jedoch selbst. Wir zeichnen dann einen Plan, mit welchem wir in der Firma die Leitungen zu- schneiden, schweissen und vorbereiten. Es ist nicht immer leicht, eine optimale und schöne Leitungsführung zu finden, aber das ist eine Her- ausforderung, die mir Spass bereitet. Und wenn zum Schluss alles passt, beispielsweise Kompo- nenten wie Thermometer oder Absperrventile auf exakt gleicher Höhe sind und die Installation schön aussieht, ist die Freude gross.
Dann hoffen wir doch, dass für Markus auch in Zukunft alles genau passt, und danken ihm ganz herzlich für das spannende Interview!
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INTERVIEW
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LEHR-
Foto: Markus Christen









































































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