Page 49 - Gewerbe- und Vereinsinfo Dietikon-Bergdietikon, Ausgabe 11
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  INTERVIEW
Lernen, eine Lösung zu finden
Herr Latache, Sie haben bei den SwissSkills 2018 in Bern den beachtlichen 5. Rang erreicht. Was war da die Aufgabenstellung, und wie verhält sich das zum Beispiel zu einer Lehrabschlussprüfung oder auch zum Berufsalltag?
Es ging bei den SwissSkills vor allem darum, an einer schon bestehenden Anlage die Leitun- gen und Kanäle weiterzuführen. Ich denke, der Fokus lag da vor allem auf der Schönheit der Ausführung, damit konnte man punkten. Wie bei der Lehrabschlussprüfung konnten da einige Millimeter den Unterschied machen. Aber die LAP fand ich persönlich anspruchs- voller, da die Bandbreite der geforderten Fähigkeiten grösser war. Es kam mehr und diverseres Werkzeug zum Einsatz. Im Vergleich zum normalen Berufsalltag auf der Bau- stelle, waren sicher die Rahmenbedingungen bei den SwissSkills ganz anders; man musste Aufgaben erledigen, die normalerweise von Fachleuten (Inbetriebsetzer) durchgeführt wer- den wie z.B. Feldgeräte montieren. Das erle- digt ein Installateur eher selten oder auch nur in kleinen Betrieben. Zudem durften wir Werk- zeuge nicht verwenden, die man sonst oft be- nutzt. So durften wir wegen der Funkenbildung nicht mit einer Trennscheibe arbeiten, die ei- gentlich das A und O in unserem Beruf ist. Oder wir hatten einen Tisch zur Verfügung, in dem das Rohr platziert werden konnte und der sich mithilfe einer Rolle gedreht hat, was die Arbeit natürlich erleichterte. Es ging im Wettbewerb sicherlich mehr als im Alltag auch darum, das Resultat präsentieren zu können.
«Lüftungsanlagenbauer/in» − das klingt danach, als wären Sie vor allem mit der Konstruktion, dem tatsächlichen Bauen von solchen Anlagen befasst. Ist das auch der Hauptteil Ihrer Arbeit?
Der Beruf ist ja in zwei Richtungen geteilt. Ich bin in der Montage unterwegs und habe mit der Konstruktion eigentlich gar nichts zu tun.
wenn man sich schon genau vorstellen kann, was wohin kommen soll und wie das ent- sprechende Teil aussehen und sich einfügen muss. Klar, man arbeitet nie alleine, sondern immer im Team. Aber das selbstständige Mit- denken ist sehr wichtig und wird auch erwar- tet: Was kann ich schon vorbereiten? Wo muss ich wie viel Druck geben, wenn ich mit einem Kollegen zusammen einen Kanal verlege, der am anderen Ende hantiert? Natürlich lernt man diese Dinge dann aber auch durch die Arbeit selbst. Darum: Vertrauen haben, einfach mal machen – ein bisschen ausprobieren gehört auch dazu.
Zu guter Letzt: Was würden Sie jemandem raten, der sich überlegt, die Lehre als Lüftungsanlagenbauer/in anzugehen? Lüftungsanlagenbauer/in ist ein Beruf, in dem schnell viel von einem gefordert wird. Es ist ganz sicher wichtig, zielstrebig zu sein und am Ball zu bleiben – gerade in dieser Branche, die recht stark vom Arbeiten unter Termindruck geprägt ist. Wenn ich da auch etwas kritisch sein darf: Man wird oft nicht ganz so eng be- treut wie vielleicht in anderen Branchen, son- dern ist, gerade in grösseren Betrieben, auch zu einem gewissen Teil auf sich selbst gestellt. Ich würde dazu raten, in einem kleinen Betrieb einzusteigen, in einem Team, das gut auf einen schaut.
Wir danken Herrn Latache ganz herzlich für das spannende Interview und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!
Ausgabe 2020/2021
Top Lehrbetriebe
Lucas Latache
Lüftungsanlagenbauer Meier-Kopp AG 5. Platz SwissSkills 2018
Früher war das noch vermischt, heute aber strikt getrennt. Wir hatten zwar eine ge- mischte Klasse in der Lehre, mit Leuten aus beiden Richtungen; an der LAP aber haben beide Gruppen schlussendlich völlig andere Dinge gemacht.
Ist diese klare Trennung Ihrer Ansicht nach eine gute Sache, oder denken Sie, eine Zusammenführung würde auch Vorteile bieten?
Es ist meiner Meinung nach in gewissen Si- tuationen tatsächlich viel wert, wenn man zum Beispiel als Monteur etwas aus der Konstruktion mitgenommen hat und man die Konstruktionsweise des Teils oder der Anlage, die man da gerade einbaut, besser und fun- dierter versteht. Von daher wäre eine grössere Durchmischung der Bereiche zum Teil wünschenswert.
Was schätzen Sie besonders an Ihrem Beruf – allgemein, aber auch spezifisch an der Tätigkeit in Ihrem Betrieb,
der Meier-Kopp AG?
Da schätze ich sicher die Teamarbeit sehr. Man spricht sich vor Ort ab, überlegt zusammen: «Wie machen wir’s?» Irgendwann kommt man immer an eine Wand; in diesen Momenten lernt man, eine Lösung zu finden. Ich arbeite zum Beispiel mit einem Kollegen zusammen, der schon über 30 Jahre lang im Beruf ist; ich nehme viel für mich mit, wenn ich mich in der Arbeit mit erfahrenen Leuten wie ihm koordi- nieren kann.
Ist diese Kommunikationsfähigkeit auch etwas, das man in den Beruf mitbringen sollte – und welche anderen Skills sind in Ihren Augen gefragt?
Die Kommunikationsfähigkeit ist schon zent- ral. Ich finde, ganz wichtig ist auch ein gutes Vorstellungsvermögen. Oft muss man zum Bei- spiel beim Verlegen von Kanälen fehlende Stücke bestellen; da ist es natürlich von Vorteil,
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