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«Ein Garten kann eine Welt für sich werden, dabei ist ganz gleich, ob dieser Garten gross oder klein ist.» So wusste Hugo von Hoff- mannsthal zu berichten. Und um die Pflege solcher kleinen und grossen Gartenwelten weiss einer ganz genau Bescheid: Fabian Baumann aus Oberdiessbach. Mit dem Champion der SwissSkills 2020 in der Sparte Garten- und Landschaftsbau haben wir über seinen vielseitigen Beruf gesprochen.
FABIAN BAUMANN,
LANDSCHAFTSGÄRTNER, HOFER UND BAUMANN GARTENBAU GMBH CHAMPION SCHWEIZERISCHE BERUFS- MEISTERSCHAFT GÄRTNER/IN EFZ GARTEN- UND LANDSCHAFTSBAU 2020
meist mit dem Kunden besprochen, eigene Ideen aufgezeigt und am Ende ein gemeinsamer Ent- scheid gefällt.
Welche speziellen Fähigkeiten sollte man Ihrer Meinung nach in den Beruf mitbringen?
Ganz klar Freude an einer körperlich anstrengen- den Arbeit, die bei Wind und Wetter draussen stattfindet, Interesse an der Natur und Freude an der Arbeit im Team.
Was würden Sie jemandem mit auf den Weg geben wollen, der/die sich für den Beruf interes- siert?
Dass er/sie sich für einen spannenden und ab- wechslungsreichen Beruf interessiert, der viel Freu- de bereitet. Und dass ausserdem auch Durchhalte- wille gefragt ist für vielleicht mal nicht besonders schöne, sondern kalte, nasse Tage.
Eine letzte Frage zum Schluss: Was haben Sie in Zukunft noch so vor?
Mein nächstes grosses Ziel sind die WorldSkills in Shanghai, die ich im Herbst 2022 besuchen und bei denen ich die Schweiz mit meinem Team- partner als Landschaftsgärtner vertreten darf. Bis dahin absolviere ich noch die Rekrutenschule und bereite mich so gut wie möglich mit vielen Trainings auf die Weltmeisterschaften vor.
Wir danken Herrn Baumann ganz herzlich für das spannende Interview und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!
Sie haben an den diesjährigen SwissSkills den phänomenalen 1. Platz belegt – was denken Sie, was für den Erfolg ausschlaggebend war?
Ich denke, da spielen viele verschiedene Faktoren zusammen, die schlussendlich zum Erfolg führten. Allen voran spielte mein Teampartner Marc Baum- berger aus Koppigen dabei eine grosse Rolle. Wir unterstützten und motivierten uns gegenseitig während dem Wettkampf, und jeder erledigte die- jenigen Arbeiten, in denen er seine Stärken hatte. Dies führte schlussendlich mit ein bisschen Glück zum Erfolg.
Der Wettkampf fand ja dieses Jahr in besonde- rem Rahmen statt – wie lief das Ganze ab, und was wurde da wie bewertet?
Ja, das ist so. Die SwissSkills-Championships fanden dieses Jahr aufgrund von Corona nicht wie gewohnt in Bern statt, sondern in der Werkhalle der Gartenbauschule Oeschberg. Am Anlass durften nur Experten, Teilnehmer sowie ein paar Sponsoren und Helfer dabei sein. Damit aber Freunde, Bekannte, Arbeitgeber usw. trotzdem einen Einblick bekamen, wurde ein Livestream ein- gerichtet, der auf der Webseite von Jardin Suisse aufgeschaltet wurde. Bewertet wurde vom Morgen bis am Abend. Während der Arbeit wurde vor allem auf Arbeitssicherheit und Ergonomie ge- achtet. Nach Abpfiff der Arbeitszeit wurde alles genaustens vermessen, Höhen von verschiedenen Bauelementen wurden kontrolliert und bewertet. Wir erfuhren aber erst an der Rangverkündigung unsere genaue Punktzahl.
Wie haben Sie sich auf den Wettkampf vor- bereiten können?
In der Vorbereitungszeit durfte ich mit Marc einige Trainings besuchen, die von unseren Trainern organisiert worden waren. Dabei übten wir die Natursteinbearbeitung, Holzbearbeitung und
Pflanzarbeiten. Vor allem arbeiteten wir daran, das Arbeitstempo zu steigern, dabei aber immer noch möglichst präzise zu bleiben.
Wieso haben Sie den Beruf als Landschafts- gärtner gewählt?
Ich habe den Beruf gewählt, weil ich immer schon sehr gerne draussen arbeitete. Im Normalfall ist in meinem Beruf am Abend immer etwas Neues ent- standen oder etwas verbessert worden, dies berei- tet mir Freude und macht mir Spass. Weiter finde ich es spannend, immer wieder neue Materialien kennenzulernen und zu verarbeiten.
Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Am schönsten finde ich in meinem Beruf, wenn ein Kunde meine Arbeit schätzt, damit zufrieden ist und Freude am Garten hat. Dies erfüllt mich mit Stolz und bestätigt mir, dass ich meine Aufgabe gut mache.
Wo sehen Sie aktuelle Trends in den Wünschen der Kunden bei der Garten- und Landschafts- gestaltung?
Ich finde, der Trend geht immer mehr in Richtung Natur. Viele Kunden entscheiden sich in letzter Zeit z.B. für bienenfreundliche Pflanzen. Auch ei- nen eigenen Gemüsegarten zu haben ist im Trend.
Denken Sie, es gibt genügend Raum für Ihre eigene Kreativität im Gestalten, oder fühlen Sie sich eher oft an sehr genaue Kundenwünsche gebunden?
Nein, das finde ich überhaupt nicht. Es gibt immer Bereiche, in denen man die Kreativität ausleben kann. Z.B bei der Auswahl der Pflanzen oder der Anordnung beim Setzen der Pflanzen. Es ist eher selten, dass alles genau geplant ist, denn häufig verfügt der Kunde gar nicht über das nötige Fach- wissen darüber, was an welchem Standort gedeiht oder eben nicht – deshalb werden solche Aufgaben
BETRIEBE
 BEI WIND UND WETTER
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